Entwicklung fachlicher Hilfenetzwerke unter Peers
Eine soziometrische Analyse unter besonderer Berücksichtigung des Geschlechts
DOI:
https://doi.org/10.11576/pflb-5906Schlagworte:
Peer-Beziehungen, Netzwerke, Hilfeverhalten, Soziometrie, Selbstkonzepte, GeschlechtAbstract
Hilfe und Unterstützung von Mitschüler*innen kann bei der Überwindung von fachlichen Schwierigkeiten und damit für die Aufrechterhaltung von Motivation sowie für den Lernerfolg eine bedeutsame Rolle zukommen. Der vorliegende Beitrag untersucht anhand der Daten einer Mikro-Längsschnitterhebung zweier Klassen einer Regelschule, wie sich fachliche Hilfenetzwerke in Mathematik und Deutsch unter Peers von der 5. bis zur 10. Jahrgangsstufe entwickeln. Dabei analysieren wir unter anderem, wie die Einbindung einzelner Schüler*innen in diese Netzwerke mit deren Noten und fachlichen Selbstkonzepten zusammenhängt. Da es sich bei Mathematik und Deutsch um geschlechtskonnotierte Fachdomänen handelt, in denen die Einschätzungen eigener Kompetenzen von Mädchen und Jungen von Geschlechterstereotypen und -rollen geprägt sind, beleuchten wir genauer, welche Bedeutung das Geschlecht für die Entstehung von und Einbindung in diese(n) Hilfenetzwerke(n) besitzt. In Übereinstimmung mit existierender Forschung zeigten unsere Ergebnisse zunächst stereotyp-konforme Ausprägungen der fachlichen Selbstkonzepte. Mädchen waren zudem in beiden Fächern besser in Hilfenetzwerke eingebunden, was, insbesondere in Mathematik, nicht vollständig durch ihre Kompetenzen erklärbar war. Insgesamt nahm Homophilie, also die individuelle Bevorzugung gleichgeschlechtlicher Helfer*innen, bei Mädchen und Jungen über die Zeit ab. Jungen wählten bereits mit Beginn der mittleren Adoleszenz im Fach Deutsch Mädchen ebenso häufig als Helferinnen wie Jungen als Helfer. Mädchen wählten hingegen erst im letzten Jahr vor Schulabschluss Jungen als Helfer in Mathematik. Individuelle Freundschaftswahlen waren noch stärker als Hilfewahlen von Homophilie geprägt. Implikationen für Lehrpersonen, vor allem mit Bezug zu ihrer Rolle in der Gestaltung von Hilfebeziehungen unter Schüler*innen, werden diskutiert.
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