Funktionen von Supervision in der Bildung von Lehrer*innen
DOI:
https://doi.org/10.11576/pflb-5712Schlagworte:
Supervision, Lehrerbildung, Fallbearbeitung, FallreflexionAbstract
Der Beitrag nimmt Supervision in der Bildung von Lehrer*innen aus einer empirisch-rekonstruktiven Perspektive in den Blick. Zunächst werden Ergebnisse aus Fallrekonstruktionen vorgestellt, die auf Mitschnitten von Gruppensupervisionssitzungen im Bachelorstudium basieren, welche – begleitend zu einer Praxisphase –die Förderung von (Selbst-)Reflexions- und Professionalisierungsprozessen ermöglichen sollten. Hier zeigt sich, dass Lehramtsstudierende das Setting faktisch zu einem Raum umfunktionieren, in dem vor allem Entlastung, Stabilisierung und Vergemeinschaftung erfahren werden sollen. Eine supervisorische Fallarbeit, die explizit reflexiv angelegt ist und impliziert, dass Studierende sich immer auch selbst „zum Fall“ machen, steht der Bedürfnislage der Studierenden damit diametral entgegen. Die daraus resultierende Vermutung, dass Supervision als Professionalisierungsimpuls sinnvoll erst in späteren Phasen der Lehrer*innenbildung zu verorten wäre, muss angesichts weiterer Fallrekonstruktionen von Interviews mit berufserfahrenen Lehrkräften zu deren Erfahrungen mit Supervision ebenfalls relativiert werden. Auch hier werden andere Aspekte von Supervision als positiv und hilfreich gerahmt: wiederum die Stabilisierung, im Sinne von Selbstermächtigung und Unterstützung bei der Wiederherstellung von Ordnung (Regelschule), sowie Diagnostik und fachliche Weiterbildung (Förderschule). Supervisorische Praxis erscheint damit hier in einer funktionalen Dimension, wobei die rekonstruierten Funktionen auf eine klare Lokalisierung des Problemkerns im Außen zielen (typischerweise in problematischen, „schwierigen“ Schüler*innen) sowie auf Vereindeutigung und Komplexitätsreduktion – anstatt auf tatsächliche Selbstreflexion, die auch Offenheit für Irritationen und eine selbstkritische Perspektive auf das eigene Wahrnehmen, Deuten und professionelle Handeln zuließe. Im Anschluss an diese Ergebnisse stellen sich Fragen nach der Konturierung von Supervision im Kontext Lehrer*innenbildung und Schule, die auf der einen Seite die Bedürfnisse (angehender) Lehrer*innen ernst nimmt, ohne auf der anderen Seite ihr selbstreflexives Potenzial einzubüßen.
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