Was kann Peer-to-Peer-Beratung leisten?
Eine empirische Studie zu den Möglichkeiten und Grenzen Kollegialer Fallberatung im Lehramtsstudium
DOI:
https://doi.org/10.11576/pflb-5252Schlagworte:
Kollegiale Fallberatung, Direct Behavior Rating, Lehramtsstudium, LehrkräftegesundheitAbstract
Lehrkräfte sind in einem herausfordernden Beruf tätig, der sehr zufriedenstellend, aber auch belastend sein kann. Vor dem Hintergrund des komplexen und spezifischen beruflichen Anforderungsprofils von Lehrkräften erweist sich die Methode der Kollegialen Fallberatung als geeignetes Instrument zur Professionalisierung sowie zur Gesundheitsförderung im Kontext Schule. Kollegiale Fallberatung kann hinsichtlich der Reflexion, Bearbeitung und Bewältigung beruflicher Handlungsprobleme entlastend und impulsgebend wirken. Auch aufgrund ihrer einfachen Erlern- und Handhabbarkeit erfährt die Kollegiale Fallberatung zunehmend Bedeutung im Lehramtsstudium. Bislang liegen jedoch nur wenige Daten zur Effektivität Kollegialer Fallberatung in den verschiedenen Phasen der Lehrkräftebildung vor. Insbesondere mangelt es an Daten, die Aufschluss über die Prozess- und Ergebnisqualität geben können. An dieses Desiderat anknüpfend kontrastiert der vorliegende Beitrag die Wahrnehmung von Lehramtsstudierenden bezüglich der beruflichen Nutzbarkeit (Selbsteinschätzung via Fragebogen) mit der tatsächlichen Qualität Kollegialer Fallberatung (Fremdeinschätzung via Beobachtung). Dafür wurden im Rahmen eines Kompakttrainings „Gesunde Schule“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena drei Kollegiale Fallberatungen durchgeführt und videografiert. Die Fragebogendaten zeigen, dass die Studierenden den kollegialen Austausch und die gemeinsame Reflexion pädagogischer Handlungsprobleme sowie die Atmosphäre in den Kollegialen Fallberatungen als positiv bewerten. Aus Sicht der Fallgeber*innen schaffen die durchgeführten Kollegialen Fallberatungen jedoch nur in eingeschränkter Weise Sicherheit für zukünftige Situationen. Die Analyse der Videografien mittels Direct Behavior Rating zeigt, dass insbesondere die Qualität der Hypothesen unzureichend ist, um dem Anspruch der multiperspektivischen und bedarfsgerechten Auseinandersetzung mit einem Praxisproblem gerecht werden zu können. Zudem werden Rollendiffusionen, v.a. bei den Moderator*innen, sichtbar. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund zukünftiger Einsatzmöglichkeiten Kollegialer Fallberatung und damit verbundener Trainingsbedarfe im Lehramtsstudium diskutiert. Abschließend werden mögliche Forschungsperspektiven skizziert.
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